TU FORSCHUNGSPROJEKT

Kreislaufwirtschaft im Fertighausbau: TU Wien untersucht Wiederverwendung von Holzelementen

Wie können industrielle Holzfertigbauteile wiederverwendet werden?

Der Gedanke der Kreislaufwirtschaft ist längst in der Bauwirtschaft angekommen – und gerade die Holzbauweise bietet enormes Potenzial. Ein Forschungsprojekt der TU Wien, unterstützt vom Österreichischen Fertighausverband und dem Fachverband der Holzindustrie und gefördert durch den Waldfonds der Republik Österreich (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) widmete sich daher einer zentralen Frage: Wie können industrielle Holzfertigbauteile wiederverwendet werden?

Technische und planerische Herausforderungen

Die Forschenden der TU Wien stellten sich dabei grundlegenden Fragen:

  • Wie können Elemente mit unterschiedlichen Dimensionen und Bauweisen verbunden werden?
  • Welche Anpassungen sind nötig, um heutigen bauphysikalischen Standards zu genügen?
  • Wie lassen sich Daten zu wiederverwendbaren Elementen strukturiert erfassen?

Durch eine Besichtigung bei den Werken unserer Mitgliedsunternehmen (Hartl und Elk), konnte den Forschenden mit der seriellen Vorfertigung besser vertraut werden Grundstein für die Arbeit bildet aber eine eigens entwickelte Bauteildatenbank mit über 260 Elementen. Sie beschreibt Geometrie, Bauphysik, Anschlüsse und sogar Fensteröffnungen – und ermöglicht so Architekt:innen und Planer:innen, Bauteile gezielt in neue Entwürfe einzubinden. 

Vom Rückbau zum Neubau – ein Experiment

Im Rahmen des Projekts Reuse Woodhouses wurde ein bestehendes Fertighaus dokumentiert, sorgfältig demontiert und die Holztafelelemente an einem neuen Standort wiederaufgebaut. Dabei zeigte sich:

  • Bis zu 49 % der Baumassen (exkl. Bodenplatte) konnten wiederverwendet werden.
  • 45 % der Bauwerkskosten können dadurch eingespart werden
  • Die CO₂-Bilanz profitierte erheblich: 24 Tonnen CO₂-Äquivalente wurden durch Re-Use vermieden, weitere 20 Tonnen blieben langfristig gespeichert

Damit konnte das Projekt nachweisen: Die Wiederverwendung von Holzfertigteilen ist technisch machbar und ökologisch wie ökonomisch sinnvoll.

Kreative Ansätze aus der Lehre

Auch in der Architekturausbildung an der TU Wien wurde das Thema praktisch erprobt: Studierende entwarfen im Sommersemester 2024 Wohnhäuser ausschließlich mit wiederverwendeten Fertigbauteilen. Der Reuse-Anteil lag im Schnitt bei 64 %,. Die Ergebnisse reichen von Mehrgenerationenhäusern bis hin zu kompakten Kleingartenhäusern – und zeigen, dass Wiederverwendung nicht nur ressourcenschonend, sondern auch gestalterisch spannend sein kann.

Relevanz für die EU-Taxonomie

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die EU-Taxonomieverordnung setzt klare Kriterien für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften. Sie verlangt u. a., dass Bauprojekte Ressourcen schonen, Abfall vermeiden und die Kreislaufführung von Materialien ermöglichen. Ergebnisse wie jene der TU Wien zeigen, dass der Fertighausbau diese Anforderungen nicht nur erfüllen, sondern sogar aktiv vorantreiben kann. Damit eröffnet sich die Chance, zukünftige Investitionen und Finanzierungen im Sinne der Taxonomie positiv zu beeinflussen.

Ein Blick in die Zukunft

Das Projekt Reuse Woodhouses beweist: Die Wiederverwendung von Holzfertigteilen kann zu einem wichtigen Baustein der Bauwende werden.

Für den Fertighausbau in Österreich eröffnet sich damit eine große Chance: aus dem Rückbau einen Neubau schaffen – ressourcenschonend, kosteneffizient und nachhaltig.